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Mehr Menschenhandel in Tourismus und Baugewerbe

“Es wird höchste Zeit dass die Behörden ihre Pflicht erfüllen, um den Menschenhandel auszumerzen, da die Geduld all jener, die die katastrophalen Auswirkungen dessen erleben müssen, längst erschöpft ist,” heisst es in einer Resolution, die bei der Vorstandssitzung des SGS Gewerkschaftsbundes aufgesetzt wurde. Die Sitzung hatte am vergangenen Freitag stattgefunden, auf der Tagesordnung hatten Diskussionsthemen wie Sozialdumping und organisierte Kriminalität auf dem isländischen Arbeitsmarkt gestanden.

SGS ist der Dachverband von 19 Gewerkschaften aus dem privaten und öffentlichen Sektor in Island. Eine Auswirkung des raschen Wachstums in Tourismus und Bauindustrie sei ein Anstieg des Sozialdumpings auf dem Arbeitsmarkt, sowie direkter Missbrauch von Leuten, die nach Island kommen um hier Arbeit zu finden, hiess es beim Dachverband.

Der Begriff Sozialdumping beschreibt die Praktik von Arbeitgebern, Arbeit billiger einzukaufen als rechtlich erlaubt ist, etwa indem sie ausländische Arbeitskräfte nur geringfügig bezahlen, oder Freiwillige für die Arbeit einstellen.

Dem isländischen Gesetz zufolge ist unbezahlte Arbeit nur gerechtfertigt, wenn der Betreffende für wohltätigte Organisationen tätig ist, für Naturschutzprojekte arbeitet, oder eine Arbeit annimmt, die anders nicht verrichtet werden könnte.

Wie aus dem Dachverband verlautete, ist Menschenhandel eine der schlimmsten Formen des Sozialdumpings. Die Gewerkschaften warteten sein zwei Jahren auf eine von der Regierung gesteuerte Aktion, um des Problems Herr zu werden.

“Trotz des internationalen Kampfes gegen den Menschenhandel ist das Problem in den vergangenen Jahren noch gewachsen und wird es möglicherweise auch weiterhin tun,” heisst es auf der Webseite von SGS. “Für Gewerkschaften, Behörden und die Öffentlichkeit ist es wichtig, sich der wachsenden Bedrohung durch den Menschenhandel bewusst zu werden.”

Auch beim Arbeitnehmerverband ASÍ nimmt man das Problem sehr ernst. Menschenhandel in Island sei eine Tatsache, es fehle ein gesetzlicher Rahmen, um all jene strafrechtlich zu verfolgen, die schlecht mit ihren Angestellten umgehen, sagt María Lóa Friðjónsdóttir, eine Expertin für Arbeitsplatzkontrolle beim ASÍ.

Der Verband hat nun ein Programm ins Leben gerufen mit dem Namen “Ein Recht – kein Schwindel”. Im Rahmen des Programmes reisen Verbandsvertreter durchs Land und schauen sich Arbeitsplätze an. Nach einem solchen Besuch rief etwa eine Beschäftigte in einem Gästehaus in den Westfjorden beim ASÍ an und erzählte von ihren Arbeitsbedingungen.

“Alles dort wies darauf hin, dass da etwas nicht stimmt. Die Chefin schien sehr genau aufzupassen, dass die Frau ihre Informationen nicht weitergab.”

Die Polizei habe die Lage nicht als Menschenhandel eingestuft, der ASÍ sehe das jedoch anders, sagt María RÚV gegenüber.

“Sie arbeitete von früh bis spät. Sie kam dort nicht weg, das Gästehaus war weit weg von jeglicher Zivilisation. Das war alles anders als zu Beginn verhandelt worden war, sie erhielt auch keinen Lohn. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie zweimal 30.000 Kronen in zwei Monaten erhalten.”

Die Gewerkschaften könnten nur Lohnforderungen stellen, eine gesetzliche Handhabe gebe es nicht. María findet, dass sich die Regierung dringend des Problems annehmen müsse. Doch auch in der Bevölkerung selbst müsse sich das Bewusstsein ändern. “Ich will die Allgemeinheit auffordern, ihre Co-Abhängigkeit zu Personen abzulegen, die sich schuldig machen.”

Lohndumping bei Reittouranbietern war bereits zu Beginn des Jahres ein Thema in den isländischen Medien gewesen.

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