Guðmunda Tyrfingsdóttir, die Bäuerin auf Lækjartún im Ásahreppur, hat alle ihre Tiere – Pferde, Kühe, Schafe und Hühner – an einem einzigen Tag verloren: beschlagnahmt und geschlachtet durch die Veterinäraufsichtsbehörde MAST. Am schlimmsten schmerze, so sagt sie, dass die Verwandtschaft hinter der Aktion stecke. Die Nachbarn haben nach eigener Aussage Telefonanrufe erhalten, dass sie Guðmunda nicht mit der Versorgung der Tiere helfen sollten, als diese im Dezember wegen einer Verletzung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, berichtet Vísir.
In einer Mitteilung von MAST heisst es, die Behörde habe heute bei einem Bauern im Südland sämtliches Vieh beschlagnahmt, weil man niemanden gefunden habe, der sich während der krankheitsbedingten Abwesenheit des Bauern um die Tiere kümmern könne. Die Beschlagnahmung erfolge auf Grundlage des Tierschutzgesetzes, nachdem auf eine Verbesserung nicht gewartet werden könne. Die Tiere hätten weder Futter noch Wasser gehabt.
“Die Rinder und Pferde wurden ins Schlachthaus gebracht, die Schafe und Hühner wurden getötet und vernichtet.”
Krankheitsbedingte Abwesenheit wurde genutzt
Die 90-jährige Guðmunda ist eine von 10 Geschwistern und hat jahrzehntelang allein mit ihren Tieren auf dem Hof Lækjartún im Ásahreppur gelebt. Vor etwa vier Jahren verkaufte sie ihre letzten neun Milchkühe, hielt jedoch weiterhin Schafe, Kälber, Hühner und einige Pferde. Alle Tiere wurden heute auf die Schnelle getötet, schreibt Vísir.
Die alte Bäuerin war vor Weihnachten gestürzt und hatte sich die Schulter ausgerenkt. Mit der Einlieferung ins Krankenhaus änderte sich alles. Vísir zufolge seien Nachbarn bereit gewesen, das Vieh während ihrer Abwesenheit zu füttern, doch seien sie von Verwandten der alten Dame telefonisch aufgefordert worden, die Tiere nicht zu versorgen. Es heisst dass Leute, die kamen, um die Hühner zu füttern, angewiesen wurden, den Hof zu verlassen.
Guðmunda, die noch alle Telefonnummern auswendig weiss und für Freunde Steuererklärungen macht, sitzt jetzt im Altenheim in Hella, wo sie sich von ihrer Verletzung erholt. Ihr gehe es gut dort und sie habe nicht zu klagen. Aber sehr verletzt sei sie darüber, dass ihre Verwandten nicht zu ihr gestanden hätten, und offenbar hinter der ganzen Aktion steckten. Ein grosser Teil der Familie lebt auf dem Nachbarhof.
Sie versucht, über den Verlust hinwegzukommen. Die Tiere waren ihre besten Freunde. Einst hat sie 18 Kühe gemolken, und ihr Stall hatte die beste Milchquote im ganzen Land.
Verlust der besten Freunde
“Man hatte sein täglich Brot davon, und Freude und Zufriedenheit. Kühe sind sehr gelehrig, wenn man mit ihnen spricht,” hatte sie im Jahr 2019 in einem Interview gesagt. Jetzt sind alle Tiere tot, drei Wochen nachdem sie unfallbedingt ins Krankenhaus musste. Und niemand sei eingeschritten. Sie habe nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet, weil sie glaubt, dass der Ball durch die Verwandten ins Rollen gebracht wurde: niemand durfte die Tiere versorgen, dann wurde bei MAST angerufen, und alles auf die Schnelle entschieden. Und weil sie nicht auf ihrem Hof war, sondern im Krankenhaus, habe sie keine Stimme gehabt und sei nicht gefragt worden.
Aber eine Menge Leute habe zugeschaut, wie die Pferde ins Schlachtauto verladen wurden, unter anderem zwei tragende Stuten und zwei 7-jährige Reitpferde. Von Nachbarn ist zu hören, dass Guðmunda nur das Beste für ihre Tiere wollte und sich gekümmert habe. Es sei auch genügend Heu und fliessendes Wasser vorhanden gewesen, als die Bäuerin verunglückte. Nach Angaben von MAST war an dem Tag, als der Tierschutzbeauftragte den Hof aufsuchte, weder Wasser noch Futter vorhanden. Vísir schreibt, die Redaktion habe eine schriftliche Anfrage an die Behörde gestellt. In der Regel erhält man die Antwort, dass die Behörde sich zu einzelnen Fällen nicht äussern darf.