Die Christmessen werden pandemiebedingt in diesem Jahr etwas anders ablaufen, berichtet RÚV. Islands Bischöfin Agnes M. Sigurðardóttir glaubt nicht, dass die Leute am Heiligen Abend wie gewohnt in die Kirche werden gehen können.
Schon am gestrigen 1. Adventsonntag waren die Kirchen in Island leer geblieben. In Reaktion auf Versammlungsverbote und Abstandsgebote waren gar nicht erst Messen geplant worden, und so wird es wohl den ganzen Advent hindurch weitergehen.
“In Anbetracht der Lage im Land und auf der ganzen Welt kann ich keine Veränderung zum heutigen Zustand sehen, also dass wir in den Kirchen Messen abhalten können,” sagte Agnes RÚV gegenüber.
Auch wenn sich nur noch wenige Gläubige zum Sonntagsgottesdienst einfinden und der Prozentsatz der Isländer, die Mitglied der Staatskirche sind, immer weiter abfällt, hat der Besuch der Christmesse am Heiligen Abend bei vielen Tradition, und den ganzen Dezember hindurch finden Veranstaltungen und Konzerte in den Kirchen statt.
Statt die Gläubigen in den Kirchen zu versammeln, sucht die Staatskirche nun nach Wegen, ihre Messen in einer seuchenschutzkonformen Art und Weise anzubieten. “Anstatt dass die Leute in die Kirche kommen, versucht die Kirche zu den Leuten zu kommen.” erklärte die Bischöfin.
Der Geistliche der Reykjavíker Freikirche, Hjörtur Magni Jóhannsson steht vor dem selben Problem. “Wir versuchen das zu lösen, indem wir die Messe streamen. Das ist anders und nicht, was wir gewöhnt sind, aber Weihnachten ist das Fest des Lichts und wir versuchen das Licht in all dem zu sehen.”
Davíð Þór Jónsson, der Gemeindepriester der Laugarneskirche in Reykjavík, sucht ebenfalls nach Wegen, im Advent Messen anzubieten. “Wir haben kurze Andachten aufgenommen, die wir online senden, und ich betreue auch virtuelle Konfirmationsklassen.” Zusätzlich zu den Aktivitäten im Internet überlegen einige Gemeinden, Messen im Freien abzuhalten, wenn das Wetter es zulässt. “Ich schätze, wir versuchen an Heiligabend etwas draussen zu veranstalten, ein Chorkonzert oder eine kurze Messe,” meint Davíð.
Selbst wenn ausser dem Organisten und dem Tontechniker niemand an der Messe teilnimmt, glauben die Geistlichen, dass sie ihre Gemeinden erreichen und möglicherweise sogar neue Gesichter anziehen.
“Wir haben im vergangenen Frühjahr mit den Kursen im Internet angefangen, aber jetzt tun wir dies verstärkt. Wir arbeiten mit einem Techniker, der uns vor allem beim Ton hilft.” sagte ein Geistlicher aus Akranes dem Magazin Landinn. In seiner Gemeinde ist man zufrieden mit dem Echo und hofft, die Online-Messen auch weiter abhalten zu können, nachdem die Kirchen ihre Tore wieder geöffnet haben.“Wir sind sehr gut angenommen worden, aber wir hören auch, dass die Leute es vermissen, in ihre Kirche zu kommen.”
Onlinemessen sind nicht die einzigen Veränderungen in diesem Advent. Normalerweise entzündet Reykjavíks Bürgermeister am 1. Aventssonntag die Kerzen am grossen Weihnachtsbaum. In diesem Jahr war das wegen des Versammlungsverbotes nicht möglich, stattdessen half Hákon Örn Steen Bjarnason, ein Junge isländischer und norwegischer Herkunft, dem Bürgermeister Dagur B. Eggertsson bei dem traditionellen Akt, ohne Zuschauer.
Seit dem Jahr 1951 erhält die Stadt Reykjavík einen Weihnachtsbaum von der Stadt Oslo geschenkt, wobei der Baum in jüngerer Zeit im Wald von Heiðmörk gefällt wird und nicht mehr mit dem Schiff anreisen muss.