In der Nacht zum Freitag hat es einen Einbruch in das Büro des Webmagazins Mannlíf gegeben, wobei die Täter nichts stahlen, sondern sämtliches Material von der Webseite und aus den Dateien löschten. Bis gestern Nachmittag war die Webseite ausser Betrieb gewesen. Die Vorsitzende des isländischen Journalistenverbandes, Sigríður Dögg Auðunsdóttir, sagte Vísir gegenüber, dieser Einbruch sei der heftigste Angriff auf die inländische Presse seit langem gewesen. Der Journalistenverband betrachte den Vorfall als schwerwiegend und hoffe, die Polizei sehe das ähnlich.
“Das ist nicht wie ein normaler Einbruch, dass ist ein Einbruch in ein Pressemedium, mit dem offensichtlichem Vorsatz, Einfluss auf den Betrieb des Mediums zu nehmen, den Betrieb lahmzulegen und bereits geschriebenes Material zu löschen, ” erklärte Sigríður Dögg.
Vermehrte Attacken auf die Presse bereiten Sorge
Sigríður zufolge haben die Attacken auf Presseorgane in Island in der Vergangenheit zugenommen. Sie bezeichnet dies als besorgniserregend.
“Es gab Angriffe von Samherji auf die Journalisten von Kveikur [Investigativmagazin bei RÚV], gegen Helgi Seljan [ehem. Kveikur-Journalist], da sind Leute bespitzelt und verfolgt worden, es gab organisierte Stimmungsmache gegen sie. Aber das hier ist ein anderes und weitaus schwerwiegenderes Niveau, wenn es um einen Einbruch und Zerstörungswerk bei einem Presseorgan geht,” erklärte Sigríður.
Mannlíf-Chefredakteur Reynir Traustason glaubt, dass es sich um einen organisierten Angriff auf sein Magazin handelt. “Das sind Leute, die können das. Das lag auf der Hand. Sie gehen ins Netz, löschen und finden sogar die Zeit, den Mülleimer im Computer zu leeren und Artikel zu löschen. Das ist kein Zufall,” meint Reynir Vísir gegenüber. Er fühle sich, so sagt er, als ob er gefoltert oder in den Rücken gestochen worden sei. Aber “Wir werden den Kerl am Ende kriegen.” Gestern hatte er Vísir gegenüber angegeben, an einer Berichterstattung über den Vorstand eines Aluminiumkonzerns gearbeitet zu haben, der von ihm verlangt habe, sämtliche Daten ausgehändigt zu bekommen. Vísir zufolge weist dieser jedoch jede Veranstwortung von sich.