Wissenschaftler haben die isländische unbewohnte Wildnis jetzt detaillierter als je zuvor kartographiert. Eine neue Studie zu dem Projekt, welches beim Wildland Research Institute (Wri) für die isländische Initiative Óbyggð kortlagning angefertigt wurde, stellt Information zur Verfügung, die dem Gesetzgeber und Naturschützern dabei helfen kann, diese Regionen in ihrer bestmöglichen Form zu bewahren. Vorangegangene Studien für das Wildnisregister der Europäischen Union hatte aufgezeigt, dass Island mit seinen 43 Prozent Wildnis an der Spitze aller europäischen Länder thront.
Etwa die Hälfte des zentralen Hochlandes fallen unter den Begriff der unbewohnten Wildnis. In der Studie wird diese Region in 17 Gebiete unterteilt. Ein Drittel der unbewohnten Wildnis, die für das Projekt kartiert worden war, befindet sich in privatem Besitz, zwei Drittel sind öffentliches Land. Die Kartographierung war nach internationalen Standards durchgeführt worden.
Kartographierung wichtig für organisierten Naturschutz
WRi Direktor Dr. Steve Carver gab RÚV gegenüber an, es sei wichtig für die Isländer, ganz klar zwischen Wildnis und anderen Regionen unterscheiden zu können, zumal Wildnisregionen weltweit auf dem Rückzug seien. Islands Wildnis wird damit immer wertvoller.
“Wenn wir uns die Ziele für Biodiversität nach 2020 anschauen, dann liegt die erste Priorität beim Schutz der übriggebliebenen unzerstörten Gebiete,” erklärte Dr. Carver. “Deswegen müssen sie kartographiert werden. Sobald einmal auf der Karte eine Linie gezeichnet wurde, kann man sie in einen rechtlichen Zusammenhang bringen, im isländischen Gesetz in Bezug auf den Naturschutz. Dann kann man Entscheidungen treffen, wo gebaut werden darf, wo Hochspannungsleitungen verlegt werden, und wo Kraftwerke gebaut werden können, um diese wichtige Resource nicht zu zerstören.”
Das isländische Naturschutzgesetz Nr. 60/2013 verlangt die Kartierung der gesamten Insel bis zum Juni 2023.
Kraftwerksprojekte bedrohen die Wildnis
Die Studie nennt vier historische Gefahren für die Wildnis: Auswirkungen durch die Infrastruktur von Geothermal- und Wasserkraftwerken, Tourismus, Allradfahren als Freizeitvergnügen, und Offroadfahren. “Diese Faktoren haben in den letzten 80 Jahren zu einer stetigen Abnutzung von Wildnisarealen geführt. Viele dieser Bedrohungen gehen Hand in Hand mit dem weiteren Ausbau der Stromerzeugung und der damit verbundenen Übertragungsinfrastruktur.“ heisst es in dem Bericht.
Vorschläge, die Wasserkraft, Geothermie und Windkraft im zentralen Hochland noch weiter auszubauen, seien „besonders besorgniserregend,“, so die Autoren des Berichts, weil sie „alle in der Lage sind, die Qualität der Wildnis weitreichend negativ zu beinflussen.“
Den vollständigen Bericht findet man hier.