Die isländische Regierung sucht nach Wegen, um die Zahl der Einreisenden zu begrenzen. In den vergangenen Tagen hatte die Zahl der an den Grenzen ankommenden Passagiere die Kapazitäten für den COVID-Test schwer belastet. Die Virologische Abteilung der Uniklinik hat Geräte bestellt, mit denen mehr Proben untersucht werden können als bisher, doch wird mit der Ausrüstung nicht vor Oktober gerechnet.
Bei der heutigen COVID-Pressekonferenz sagte Chefepidemiologe Þórólfur Guðnason, die Anzahl der aus dem Ausland anreisenden Personen sei ein “besonderer Anlass zur Sorge”, da ihre Zahl die Testkapazität der vergangenen Tage schwer belastet habe. Zur Zeit können etwa 2000 Tests pro Tag ausgewertet werden.
Seit dem 15. Juni hatte Island die meisten Passagiere bei der Einreise getestet, mit Ausnahme Einreisender aus sechs sogenannten “sicheren Ländern”, sowie Personen, die sich freiwillig in eine 14-tägige Quarantäne begaben. Þórólfur erwähnte, dass es möglicherweise notwendig werde, Deutschland und Dänemark von dieser Liste zu streichen. Damit würde sich allerdings die Zahl der zu testenden Personen noch weiter erhöhen.
Geringe Testkapazität akzeptieren
Die Uniklinik in Reykjavík ist zur Zeit das einzige Labor, welches die COVID-19 Proben analysieren kann. Das Genforschungsinstitut deCODE hat zwar eine entsprechende Laborkapazität, beteiligt sich aber nicht am Grenztestungsprogramm, sondern testet innerhalb der Bevölkerung. Das virologische Labor der Uniklinik hat seit dem Frühjahr seine Ausstattung erneuert und die Testungsmethode geändert, um die Kapazität auf 2000 Proben erhöhen zu können. Ausserdem waren weitere Geräte bestellt worden, welches die Kapazität verdreifachen würde. Doch ist die internationale Nachfrage nach solchen Geräten sehr hoch, und Island kann mit einer Lieferung nicht vor Oktober rechnen.
Bis dahin, so Þórólfur, sei die Testkapazität begrenzt und “damit müssen wir eben leben.”
Noch keine strengeren Massnahmen
Am 31. Juli hatten die isländischen Behörden die Zahl der Personen, die sich an einem Ort aufhalten dürfen, von 500 auf 100 verringert, ausserdem war die Zwei-Meter-Abstandsregel wieder eingeführt worden, nachdem zwei Clusterinfektionen aufgetreten waren. Der rasche Anstieg der aktiven Infektionen verleitete zu Spekulationen, dass Island von einer “zweiten Welle” der COVID-Pandemie heimgesucht werde, nachdem es die erste Welle im Frühjahr erfolgreich bewältigt hatte. Es sei zu früh zu sagen, ob die Infektionswelle weiterrolle, sagte Þórólfur, doch sehe er noch keine Notwendigkeit, die Zügel noch weiter anzuziehen.
Die meisten Infektionen bei der Jugend
Gesundheitsamtsleiterin Alma Möller sagte, die Zivilschuzbehörden suchten derzeit nach Möglichkeiten, vor allem junge Menschen zu erreichen, um ihnen die Wichtigkeit der Seuchenschutzmassnahmen noch besser klarzumachen. Zur Zeit erlebt in Island die Gruppe der 18 bis 29-Jährigen die meisten Infektionen. Alma forderte die Öffentlichkeit auf, diese Altersgruppe auf das social distancing und persönliche Hygiene besonders anzusprechen, um die Ausbreitung des SARS-CoV-2 Virus zu bremsen.