Islands einzige Biomolkerei feiert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Die Molkerei war im Juli 2002 von Kristján Oddsson und Dóra Rúf auf dem Hof Neðra Háls im Kjós gegründet worden. Die beiden waren seit 1984 in der Milchwirtschaft tätig, im Jahr 1996 stellten sie auf Bio um und erhielten die Biozertifizierung. Und irgendwann war klar, in Island fehlte eine Molkerei, die willens war, den Markt für Biomilchprodukte zu öffnen und zu bedienen.
“Das Biozertifikat gab dem Paar die Möglichkeit, sich eine Sonderstellung auf dem Markt zu schaffen, denn zu der Zeit war es nicht möglich, Biomilchprodukte in Island zu kaufen,” erzählt Geschäftsführer Helgi Rafn Gunnarsson Vísir gegenüber.
Joghurt war und bleibt der Topseller
Biobú begann im Juni 2003 mit der Vermarktung von Biojoghurt. Das lief zunächst eher verhalten an, hat sich aber mit den Jahren fest etabliert. “Der Verkauf wird nie mehr werden als die Milchmenge, die die Bauern herstellen,” meint Helgi.
Die Milchprodukte von Biobú unterscheiden sich von anderen nicht nur durch die Herstellung nach ökologischen Gesichtspunkten, sie sind auch die einzigen Milchprodukte in Island, die aus pasteurisierter, aber nicht homogenisierter Milch hergestellt werden. Indem man die Fettsäuren der Milch nicht sprengt, bleibt die Milch verträglicher, ist aber auch weniger lange haltbar. Verkauf, Abgabe und Vermarktung von Rohmilch und Rohmilchprodukten sind in Island streng verboten, der Import von Rohmilchkäse aus dem Ausland ist aber erlaubt.
Die Biomolkerei erhält Milch von nur noch drei mit Biozertifikat ausgezeichneten Höfen, nachdem der Hof Skaftholt zu Beginn des Jahres Kuhhaltung und Handwerkskäserei aufgegeben hatte. Übrig sind nun die Höfe Neðri Háls im Kjós, Búland in Austur Landeyjar und Eyði Sandvík in Árborg. Insgesamt wirtschaften in Island um die 500 Milchhöfe.
Die Biomolkerei hat ihren Sitz in Reykjavík. Mit den Jahren ist das Unternehmen von zwei Mitarbeiter auf 10 angewachsen.
Biobú war auch die erste Molkerei, die griechischem Joghurt auf den Markt brachte. Da wie erwähnt, die Milchmenge beschränkt ist, konzentriert sich das Unternehmen auf Vollmilch und gesäuerte Milchprodukte, wie Skyr und Joghurt, demnächst soll noch Eiscremedazustossen. Die Käseherstellung führt eher eine Randexistenz, denn dafür werden grosse Milchmengen benötigt.
Biorindfleisch von den gleichen Höfen
Die Produktpalette wird stattdessen in andere Richtungen ausgeweitet, und neuerdings vermarktet Biobú zusätzlich Rindfleisch, von den Höfen, die auch die Milch liefern. Das Fleisch wird in einem kleinen Schlachthof in Borgarnes verarbeitet, nachdem der die Lizenz für Bio-Schlachtung erhalten hatte. Alle Fleischprodukte sind mit dem jeweiligen Hofnamen gekennzeichnet, sodass das Fleisch zu 100% rückverfolgbar ist – ein Thema, das auch dem isländischen Verbraucher immer wichtiger wird.