Das isländische Institut für Naturwissenschaften stellt immer mehr Schimmelbefunde in Häusern fest. Im gerade vergangenen Jahr sind 1.532 Fälle von Schimmelbefall in Innenräumen gefunden worden, was einen Zuwachs von 278 positiven Proben oder 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist es sogar ein Drittel mehr – das liegt jedoch möglicherweise daran, dass mehr Labore als zuvor solche Proben untersuchen. Im vergangenen Jahr waren die meisten Proben zur Untersuchung nach Dänemark geschickt worden. Inzwischen gibt es spezialisierte Unternehmen, die Innenräume auf Wasserschäden und Schimmelbefall untersuchen.
Vor allem Schulen und Kindergärten sind betroffen, allein im Grossraum Reykjavík ist in 30 Einrichtungen Schimmel gefunden worden, Tendenz steigend. Unterricht und Betreuung müssen entweder in anderen Gebäuden oder anderen Bereichen eines betroffenen Gebäudes fortgesetzt werden.
Sanierungsbedarf, Trägheit und neue Baustoffe
Der Architekt und Ingenieur Björn Marteinsson hält all dies für keinen Zufall. In den Jahren nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch sei an der Instandhaltung gespart worden,so Björn, inzwischen seien viele öffentliche Gebäude um die 50 Jahre alt und bedürften der Sanierung. Viel schwieriger sei es hingegen, Gründe für einen Schimmelbefall an neueren Gebäuden zu finden. Seiner Ansicht nach habe sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren beim Hausbau viel verändert, und nicht alle technischen Neuerungen eigneten sich für die in Island herrschenden Bedingungen, aber auch bei der Fertigstellung von Gebäuden müsse besser zu Werke gegangen werden.
Helgi Grímsson, Bereichsleiter bei der Stadt Reykjavík sieht das Problem auf mehreren Ebenen. Island sei nicht das einzige betroffene Land und vieles komme da zusammen, neue Baustoffe beim Hausbau, neue Designvarianten, allem voran sieht er jedoch eine weit verbreitete Trägheit, bei Wasserschäden und Schimmelflecken sofort angemessen zu reagieren.