Die Icelandair Group hat einen Vertrag mit dem Cargounternehmen DB Schenker über mindestens 45 Frachtflüge zwischen Shanghai und München geschlossen. Transportiert werden bei diesen Flügen medizinisches und pflegerisches Ausrüstungsmaterial. Es wird ausserdem Flüge von Shanghai nach Chicago mit einer Zwischenlandung in Island geben. Die Flüge nach China sollen ab heute täglich stattfinden, berichtet RÚV.
Flugzeuge vom Typ Boeing 767 wurden vorübergehend so umgebaut, dass Platz für die Fracht geschaffen wird. Jede Crew umfasst 12 Mitarbeiter, Piloten und Mechaniker, insgesamt sind bei dem Projekt über fast 200 Mitarbeiter der Icelandair Group beteiligt.
Die 45 Flüge sind ein vereinbartes Minimum, damit soll die tägliche Flugverbindung nach China aufrecht erhalten werden, je nach Lage soll es dann auch mehr Flüge geben. Ausserdem wurden Verträge über die Anmietung von vier weiteren Maschinen vom Typ Boeing 767 an andere Partner geschlossen, die ebenfalls Frachtflüge mit medizinischem Material zwischen China und Europa veranstalten wollen.
Die Frachtflüge böten eine wichtige Einkommensquelle für das Unternehmen, die Maschinen seien ansonsten stillgelegt worden, sagte Unternehmensleiter Bogi Nils Bogason. Zudem stellten sie eine Beschäftigungsmöglichkeit für Angestellte der Icelandair Group dar, denn die gesamte Vorbereitung und Organisation finde in Island statt.
Drohende Massenentlassung
Zum Monatswechsel wird dennoch bei der Fluggesellschaft eine Massenentlassung erwartet. Die Unternehmensleitung hatte bei der Mitarbeiterversammlung vor zwei Tagen angekündigt, eine entsprechende Entscheidung noch vor Monatsende zu fällen. Die Icelandair Group beschäftigt 3500 Mitarbeiter, 92 Prozent von ihnen befinden sich in Kurzarbeit, was bedeutet, dass Icelandair 25 Prozent zum Arbeitslosengeld zuschiesst.
Bei einer normalen Kündigung müsste das Unternehmen den Lohn über drei Monate fortzahlen. Wenn die Regierung mit neuen Informationen komme, wie man das drohende Arbeitslosigkeitsproblem finanziell gestalten kann, werde das die Entscheidung des Unternehmens beeinflussen, bekräftigte Bogi.
Er hoffe, so Bogi Niels, dass der Markt sich erhole, immerhin habe Island als Verbindungsstation zwischen Europa und Nordamerika viele Möglichkeiten, wenn die Ungewissheit vorüber sei. Einen Verkauf von Maschinen schloss er vorläufig aus. Für den Sommer erwartet er jedoch nur wenig Flugverkehr, und angesichts der Ungewissheit sei es sehr schwierig, Pläne zu schmieden.
“Wir wissen nicht, wie sich die Nachfrage entwickelt, aber wir bereiten uns darauf vor, dass es nur sehr wenige Flüge im Sommer geben wird,” sagte Nils Bogi.