Aus allen Landesteilen machen sich dieser Tage freiwillige Helfer der Rettungsorganisation Landsbjörg auf den Weg ins Hochland, um dort an drei festen Stationen Dienst zu tun. Gestern war die Freiwilligengruppe aus dem Skagafjörður auf dem Weg nach Landmannalaugar, am 2. Juli bemannen dann Gruppen die Stationen an den Herðubreiðarlindir und in Nýjadalur auf der Sprengisandspiste.
Diese Hochlandwacht wird in diesem Jahr zum 17. Mal aufgestellt, und der Bedarf ist gross, so Landsbjörg-Pressesprecher Jón Þór Víglundsson. Das Hochland ist ja nur im Sommer befahrbar, und dann wimmelt es dort nur so von Touristen, ausländischen wie isländischen. Die Freiwilligen sind meist zuerst vor Ort, wenn es darum geht, Erste Hilfe zu gewähren, oder Fahrzeuge aus Flüssen zu ziehen. Um die 1000 Einsätze seien in den vergangenen Jahren in den Einsatzbüchern registriert worden, so Jón Þór.
Schwierigkeiten, Freiwillige für die Wacht zu finden, habe er keine, sagt er. Die Ortsgruppen suchten sich einen bestimmten Ort aus für ihren Dienst, dann setze man einen Dienstplan zusammen.
So mancher verbringe einen Teil seiner Sommerferien mit dem Projekt, und natürlich gebe es den Freiwilligen eine gute Gelegenheit, all das zu anzuwenden, was sie in ihrer vielschichtigen Rettungsausbildung lernen.
Schweres Gerät für alle Fälle
Hafdís Einarsdóttir hat sich gestern Abend mit ihrer Ortsgruppe aus dem Skagafjörður auf den Weg gemacht. Am meisten sei man damit beschäftigt, für die Touristen da zu sein. “Festsitzende Autos befreien, Verletzte beruhigen, jedesmal den Ersteinsatz fahren,” beschreibt sie die Aufgaben. So gut wie alles schwere Gerät sei mit im Gepäck. “Wir haben schwere Geländewagen, die durch tiefen Schnee fahren können, dann haben wir diesen neuen Geländebuggy, den wir nun bei der Gelegenheit kennenlernen.”
Zu acht Mann fährt die Ortsgruppe aus Sauðárkrókur in ihren Einsatz, insgesamt seien es bis zu 200 Freiwillige aus dem ganzen Land, die an drei Orten im Hochland 25 Wachten bemannen. Auch Hafdís meint, für die meisten sei dies ein bisschen Sommerurlaub, aber auch eine Zeit, wo man all das Gelernte anwenden könne.
“Wir bekommen ohnehin schweres Training. Wir sind eine Ortsgruppe, die ganzjährig Einsätze fährt und werden oft und viel trainiert, das stärkt den Zusammenhalt der Gruppe. Das bringt Spass. Aber natürlich machen die Leute das in ihrer Freizeit, das ist ja alles Freiwilligenarbeit,”erklärt die Ortsgruppenleiterin.
Rettungsorgansiation mit geänderten Aufgaben
Die Freiwilligen der nationalen Rettungsorganisation werden für ihre Einsätze vom Arbeitgeber freigestellt, doch nicht jeder zahlt während des Einsatzes dann auch einen Lohn. Finanziert werden der grosse technische Aufwand und die zahlreichen Schulungen und Trainings einzig durch Spenden, Paten (bakvörður) und durch den Verkauf von Feuerwerkskörpern vor Silvester. Ursprünglich war die Organisation zu Beginn des 20. Jh zur Seenotrettung gegründet worden. Heute hat sich ihr Aufgabengebiet geändert, denn die Notfälle häufen sich jetzt an Land und nicht mehr auf See. Der unbezahlte Einsatz der Ortsgruppe Þorbjörn in Grindavík als Wegebauer und Ranger im Dauereinsatz bei den Vulkanausbrüchen auf der Halbinsel Reykjanes hat wohl wie kaum ein anderer gezeigt, dass das Touristenland Island ohne diese Freiwilligen nicht funktionieren würde.