Guðni Th. Jóhannesson ist als Staatspräsident in seine zweite Amtszeit gewählt worden, berichtet RÚV. Am gerade vergangenen Samstag sicherte er sich mit 92,2 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen den zweitgrössten Sieg in der Geschichte der isländischen Präsidentschaftswahlen. Nur Vigdís Finnbogadóttir erhielt im Jahr 1988 mit 94,6 Prozent mehr Stimmen.
Guðni hatte schon im Vorfeld des Wahlkampfes grosse Unterstützung aus dem Volk erhalten: 93,5 Prozent hatten ihn einer Umfrage zufolge wählen wollen, nur 6,5 Prozent wollten ihre Stimme dem einzigen Gegenkandidaten Guðmundur Franklín Jónsson geben.
Wählen in Zeiten von COVID-19
Um die Ansteckungsgefahr in den Wahlkabinen so gering wie möglich zu halten, waren sämtliche Vorsichtsmassnahmen getroffen worden. Ausserdem war es zum ersten Mal möglich, die Stimme schon vor dem Wahltag abzugeben. So wurde Gedränge in den Wahlbüros vermieden.
Da sich am gerade vergangenen Wochenende mehr als 300 Personen in Quarantäne befanden, musste auch für diese eine Lösung gefunden werden. Wie Vísir berichtet, wurden diese Wähler in drive-in Wahlkabinen eingeladen, die aus mit Sichtschutzplanen verhängten Absperrgittern bestanden. Dort schrieben sie den Namen ihres Favoriten auf ein Blatt Papier und hielten es gegen die Autoscheibe. Der Wahlhelfer notierte den Namen, und der Wähler in Quarantäne fuhr aus der “Kabine”, ohne sein Fahrzeug verlassen oder das Fenster heruntergekurbelt zu haben.
Sechs Präsidenten, viele Kandidaten
Island ist im Jahr 1944 eine unabhängige Republik geworden, die ersten Präsidentschaftswahlen hatten im Jahr 1952 stattgefunden. Jede Amtsperiode des Staatspräsidenten dauert vier Jahre, die Zahl der Amtsperiode ist unbefristet. Es gibt jedoch eine ungeschriebene Tradition, nicht öfter als viermal Präsident zu sein. Doch keine Regel ohne Ausnahme, Guðnis Vorgänger Ólafur Ragnar Grímsson hatte fünf Periode im Amt verbracht.
Auch wenn es nur sechs Präsidenten gegeben hat, so ist die Zahl der Kandidaten mit 31 Personen in neun Präsidentschaftswahlen ungleich grösser. (manche Amtsperioden endeten mit einer automatischen Amtsfortsetzung, wenn es keinen Gegenkandidaten gab)
Nur fünfmal hatte ein Präsidentschaftskandidat die Stimmenmehrheit erhalten. Im Jahr 2016 etwa war Guðni gegen acht Kandidaten angetreten und hatte 39,1 Prozent aller Stimmen erhalten. Ebenfalls fünfmal hatte ein Präsidentschaftskandidate weniger als ein Prozent aller Stimmen erhalten, ebenfalls bei der Wahl in 2019.
“Auf diesem Weg weitergehen”
Am Sonntagmorgen kommentierte der alte und neue Präsident, dass die Wahlergebnisse die “Bestätigung seien, dass die Nation damit zufrieden war, wie ich meine Arbeit hier in Bessastaðir gemacht habe, und ein Hinweis und Bestätigung dafür, dass meine Pflicht darin liegt, auf diesen Weg weiterzugehen. Dafür bin ich sehr dankbar.”