Islands Chefepidemiologe Þórólfur Guðnason wird am Screening auf die COVID-19 Krankheit für alle Einreisenden mindestens bis Ende Juli festhalten, obwohl sich das Unternehmen deCODE am kommenden Montag aus dem Screening zurückziehen wird. Das Biopharmaunternehmen hatte den Löwenanteil von etwa 75 Prozent aller Tests pro Tag ausgewertet. Damit können nur noch etwa 500 Tests pro Tag durchgeführt werden.
Auf der gestrigen Pressekonferenz sprach Þórólfur über verschiedene Möglichkeiten, wie man die Kapazitäten innerhalb des isländischen Gesundheitssystems ausweiten könne.
10 Tests auf einmal testen
Seit dem 15. Juni sind zwischen 500 und 1950 Personen an den Landesgrenzen getestet worden. Das einzige Institut neben deCODE, welches über Ausrüstung und Personal verfügt, um die COVID-Tests auszuwerten, ist die virologische Abteilung der Uniklinik, die 500 Tests pro Tag bearbeiten kann. Þórólfur schlug vor, dass die Kapazität erweitert werden könne, indem man zehn Tests auf einmal durchlaufen lasse. Die Tests würden dann nur einzeln untersucht, wenn es ein positives Ergebnis gebe. Diese Methode werde erfolgreich in Deutschland angewendet, berge jedoch das Risiko von weniger genauen Ergebnissen.
Liste der testbefreiten Länder erweitern
Zur Zeit sind nur Passagiere von den Färöerinseln und aus Grönland von der Testpflicht (oder 14-tägige Quarantäne) ausgenommen. Es sei durchaus möglich, im August noch weitere Länder auf diese Liste zu setzen, wenn die Julidaten zeigten, dass Reisende aus diesen Ländern so gut wie keine Infektionen mitbrächten. Bislang sind seit dem 15. Juni nur 10 Passagiere mit einer aktiven COVID-Infektion gefunden worden, getestet wurden 24.265 Einreisende.
Eine weitere Option sei es, ausländische Testergebnisse anzuerkennen, um die Laborkapazitäten zu erhöhen. Zur Zeit werden solche Befunde in Island nicht akzeptiert.
An der Zweifachtestung heimkehrender Isländer wolle die Regierung
edoch festhalten, betonte Þórólfur. Isländer, die aus dem Ausland heimkehren, müssen sich nach vier bis fünf Tagen einem zweiten Test unterziehen und fünf Tage in Quarantäne bleiben, nachdem es in der letzten Woche zwei Fälle von aktiven COVID-Fällen gegeben hatte, die an der Grenze ein negatives Ergebnis gehabt hatten.
Jegliche Änderungen bei der Grenztestung hängen jedoch vom Verlauf der COVID-Pandemie ab. “Wir können weiter öffnen, wir können aber auch mehr schliessen müssen,” sagte Þórólfur. Einmal mehr betonte er, dass die Grenztestung ein Versuchsprojekt sei, die Reinfektion der Insel durch Einreisende zu verhindern. Es könne genauso gut sein, dass man die Zahl der Einreisenden wieder beschränken müsse.
Neue Geräte nicht vor Oktober
Alma Möller, die Leiterin des Gesundheitsamtes, gab auf der Pressekonferenz bekannt, dass Laborgeräte zur Auswertung von COVID-Tests bestellt worden seien, um die Testkapazität des Landes zu erweitern. Da die Nachfrage nach solchen Geräten international jedoch sehr hoch sei, rechne man nicht vor Oktober damit.
Abkommen ohne schriftlichen Vertrag
In einem offenen Brief hatte deCODE Chef Kári Stefánsson angekündigt, sein Unternehmen werden sich aus der Screeninginitiative ab dem 13. Juli zurückziehen.
Offenbar hatte es zwischen deCODE und der Regierung kein schriftliches Abkommen gegeben. “Wir haben das per Handschlag besiegelt,” sagte Þórólfur auf die Frage eines Journalisten. Es habe einen Arbeitsvertrag zwischen deCODE und seinem Büro gegeben, als das Unternehmen Anfang des Jahres damit begonnen habe, auf COVID-19 zu testen, und man habe es nicht für nötig erachtet, einen weiteren Vertrag für die Grenztestung aufzusetzen.
Hohe Belastung mitten im Sommer
Im Universitätskrankenhaus laufen nun die Vorbereitungen auf Hochtouren. Dort können nur 500 Tests pro Tag ausgewertet werden. Durch die Zehnertestung sollen 2000 bis 3000 Tests pro Tag möglich gemacht werden. 18 Beschäftigte hatten bei deCODE in der Testung gearbeitet und kehren ins Krankenhauslabor zurück, ausserdem ruft man Personal aus den Sommerferien zurück an den Arbeitsplatz.