Die isländische Regierung plant, die Gemüseproduktion des Landes um 25 Prozent zu erhöhen. Nach Ansicht des Parlamentsabgeordneten Ágúst Ólafur Ágústsson könnte dieser Anteil sogar bei 400 Prozent liegen. Isländische Bauern könnten bis zu 60 Prozent des in Island konsumierten Gemüses selber herstellen, sagt der Vorsitzende des isländischen Bauernverbandes. Die Gelegenheiten liegen sowohl im Bereich Gewächshausproduktion als auch im Freilandanbau und könnten nicht nur den Klimazielen dienen, sondern auch eine Antwort auf die COVID-bedingte Wirtschaftskrise sein.
Subventionen an Vierbeiner
In einem Radiointerview wies der Sozialdemokrat Ágúst gestern morgen darauf hin, dass die meisten Subventionen der Regierung in die Schaf- und Rinderzucht gesteckt würden. “[Regierungs]Subventionen stehen auf vier Beinen und sind nicht grün,” sagte er. Nur etwa fünf Prozent werden in den Gemüseanbau gesteckt. Zwölf Millionen [ISK, 74,9 Mio EUR] gehen an die Schafzucht und Rinderzucht, und die staatliche Unterstützung für die Gemüsebauer ist viel zu gering.”
Ágúst glaubt, ein Absenken der Strompreise für Gewächshausbetreiber und finanzielle Unterstützung bei den Transportkosten würde die Branche wachsen lassen. Ein Ausbau der Gemüseproduktion könnte sich zu einer Beschäftigungspolitik der Regierung entwickeln, anstatt wie bisher einen Status als kleiner Nebenzweig zu fristen.
Gewächshäuser wie Pilze
Gunnar Þorgeirsson, der Vorsitzende des isländischen Bauernverbandes, sieht Ehrgeiz bei Islands Gemüsebauern. Es gebe einen echten Zuwachs in der Branche. “Ich denke, dies ist das erste Mal, dass Gewächshäuser mit einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern in nur einem einzigen Sommer gebaut werden […] Gewächshäuser schiessen wie Pilze aus dem Boden.” berichtet er. Dies sei zu einem grossen Teil dem Vertrag der Regierung mit den Gemüsebauern zu verdanken, welcher im letzten Frühjahr bis zum Jahr 2026 erneuert worden war. Er gibt Ágúst jedoch recht, dass subventionierte Energiekosten die Gemüsebauern noch besser unterstützen würden.
Regionale Produkte haben einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge einen geringeren CO2-Fussabdruck als die gleichen Produkte, die aus dem Ausland importiert werden. Gunnar sagt, Isländer fragten vermehrt nach regional produzierten Lebensmitteln, und darin liege eine grosse Chance.
Freilandkultur hat Zukunft
Die grössten Möglichkeiten seien jedoch ausserhalb der Glaswände zu finden, glaubt er. “Vor allem müssen wir die Freilandkultur fördern. Da können wir auch schauen, ob wir nicht Zwiebeln in Island ziehen, weil das durchaus möglich ist. Wir müssen nur jemanden finden, der das Projekt übernehmen will.”
Auch Radieschen könnten in Island angebaut werden. “Wir importieren die, als ob es kein Morgen gibt, und die wachsen hier wie Unkraut. Es gibt immer mehr Gemüsesorten, die wir auf jeden Fall hier in Island anbauen können, wir müssen das nur unterstützen und Männer und Frauen in die richtige Richtung lenken.”