Die Nachrichtenplattform Fréttablaðið, eine der ersten kostenfrei verbreiteten Zeitungen in Island, hat heute ihren Betrieb eingestellt. Auch die Sendungen der TV-Station Hringbraut werden eingestellt. Etwa 100 Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz verloren. Der Chefedakteur bezeichnete diese Massenentlassung als „Schock für die Demokratie in Island“.
Am Morgen hatte es in einer Pressemitteilung von Torg, dem Herausgeber von Fréttablaðið, Hringbraut und DV gehiessen, man habe die Entscheidung getroffen, das seit 2001 veröffentlichte Fréttablaðið einzustellen. Auch die TV-Station Hringbraut gehe vom Sender.
Auf einer ausserordentlichen Versammlung waren die Mitarbeiter von den Schliessungen informiert worden. Quellen von Vísir zufolge habe es bereits seit einiger Zeit für die Mitarbeiter eine grosse die Zukunft betreffende Unsicherheit gegeben. Das jähe Ende kam dann aber doch für die allermeisten völlig überraschend, nicht zuletzt für die Redakteure, die ihren freien Tag hatten oder für Artikel unterwegs waren.
Schwierige Zeiten für private Medien
Torg nennt verschiedene Gründe für das Scheitern des Unternehmens. Man habe einfach Pech gehabt, aber auch unter dem Rückgang der Printmedien gelitten. Die digitalen Medien übernähmen den Markt auch in Island. Zudem sei der Betrieb für private Medien in Island schwierig. Man könne nichts anderes tun als den Fakten ins Auge sehen. Alle Mitarbeiter hätten heute ihren Lohn ausgezahlt bekommen.
Weitere Gründe seien in den Folgen der Pandemie zu suchen, sowie in schwindender finzanzieller Unterstützung der Regierung, die privaten Medien während der Pandemie unter die Arme gegriffen habe, sich aber langam zurückziehe. Die Plattformen dv.is und Hringbraut.is, sowie das Iceland Magazine würden weiter betrieben, dort behalten 12 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
Trauriger Tag für alle Kollegen
Chefredakteur Sigmundur Ernir Rúnarsson bezeichnete es als einen “traurigen Tag” für seinen Kollegen bei Torg. Man habe hart daran gearbeitet, Fréttablaðið unter schwierigen Bedingungen am Leben zu halten, nach der Pandemie, und nach Beginn des Ukraine-Krieges, der eine grosse Auswirkung auf den Betrieb, und eigentlich auf den Betrieb aller privaten Medien gehabt habe.
Es gebe ein parteiübergreifendes Einvernehmen, dass man die staatliche Nachrichtenagentur fördere, alle anderen könnten sehen wo sie bleiben, wobei sich noch herausstellen müsse, ob es im Land überhaupt ein Interesse an demokratischen und dynamischen Medien gebe, so Sigmundur Ernir.
Fréttablaðið war zum ersten Mal am 23. April 2001 unter Leitung von Chefredakteur Einar Karl Haraldsson veröffentlicht worden. Das Erscheinen der Printausgabe hatte einen Wendepunkt in der isländischen Medienlandschaft markiert, weil diese Zeitung gratis an die Haushalte ausgeliefert wurde und sich aus Anzeigen finanzierte. Damit wurde Fréttablðið zur meistgelesensten Tagezeitung in Island.