Das isländische Rote Kreuz hat zum ersten Mal eine Auffangstation für Asylbewerber eröffnet. Die Einrichtung befindet sich in den Räumlichkeiten eines Bürohauses in der Reykjavíker Borgartún, berichtet Vísir. Der Bereichsleiter für internationale Angelegenheiten beim Roten Kreuz bekräftigte, dass es sich um eine vorübergehende Lösung handle und verlangte eine verstärkte Beteiligung der Gemeinden.
Die Auffangstation war auf Bitten der Regierung geschaffen worden, nachdem die Zahl der Asylbewerber zuletzt immer weiter gestiegen war und es keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr gibt.
Wohnraum fehlt an allen Ecken
“Das waren zwei starke Monate, dieser und der letzte, und das ist nun so, dass die Regierung einfach keinen Wohnraum im Rahmen der üblichen Lösungen finden konnte, die die Bewerber um internationalen Schutz normalerweise aufsuchen.” erklärte Atli Viðar Thorstensen.
Im vergangenen Monat hatte die Polizei die Bereitschaftsstufe an den Landesgrenzen angehoben, weil dort so viel zu tun war. Man geht davon aus, dass die Anzahl der Asylbewerber proportional in den letzten Monaten des Jahres ansteigt. Die Kurzfristunterbringungen waren bereits so gut wie voll, und auch die längerfristigen Unterbringungsmöglichkeiten, die vom multikulturellem Zentrum und den Gemeinden betrieben wurden, hatten kaum noch Platz für Neuzugänge.
Drei Tage Auffanglager, bevor es weitergeht
In dem neugeschaffenen Auffanglager finden bis zu 150 Personen Platz. Geplant ist, dass jede Person bis zu drei Tage die Leistungen in Anspruch nehmen kann. Dann ist die Regierung am Zug, das Auffanglager sieht sich nur als Brücke ins Land.
Auch wenn es ein solches Auffanglager noch nie zuvor gegeben hat, so verfügt das Rote Kreuz doch über viel Erfahrung mit ähnlichen Lagern. Meist werden sie nach schweren Unfällen auf dem Land eröffnet, bei Unwetter oder anderen Unglücken, wo Leute aus den unterschiedlichsten Gründen festsitzen und nicht nach Hause können. Für Atli ist die derzeitige Lage eine ähnliche Notlage, die nach einer Notlösung verlangt.
Steigende Zahl an Flüchtlingen aus aller Welt
Mehr als 60 Prozent aller Flüchtlinge, die in diesen Tagen nach Island kommen, stammen aus der Ukraine, viele kommen auch aus Venezuela, Syrien, Palästina, und Afghanistan. Insgesamt sind in diesem Jahr 3.003 Asylbewerber nach Island gekommen, davon 1,797 aus der Ukraine. Im September waren 400 Asylbewerber gekommen, und allein in den vergangenen zwei Wochen hatten 219 Personen um internationalen Schutz ersucht, die Hälfte von ihnen aus anderen Ländern als die Ukraine.
Atli lobt die Regierung für ihre Einsatzbereitschaft, nun aber müssten die Gemeinden sich noch mehr einsetzen, damit die Last nicht an einigen wenigen hängenbleibe.