Die Landwirtin Sigríður Jónsdóttir auf Arnarholt hat angekündigt, mit der Haltung von Blutstuten aufzuhören. Sie beschuldigt das Pharmaunternehmen Ísteka ehf., bei den Verträgen mit Brutalität vorzugehen, berichtet Vísir.
Für die in dem Wirtschaftszweig tätigen Pferdebauern war Sigríður als Interessensvertreterin aktiv gewesen und hatte im Vertragsausschuss gesessen. Doch der Preis, den die Ísteka in diesem Jahr für den Liter Stutenblut angeboten hat, reiche kaum, um die Heukosten für die Stuten zu decken. Feste Kosten würden nicht gedeckt, und einen Lohn erhalte der Landwirt für die Blutgewinnung auch nicht.
Hälfte der Stuten wird im Herbst geschlachtet
Es sei eine schwere Entscheidung gewesen, doch habe sie nun entschieden, dass ein grosser Teil der Stuten geschlachtet werde.
„Wir werden die Stuten nicht mehr decken lassen. Sie dürfen ihre Fohlen den Sommer über aufziehen, aber für etwa die Hälfte der Stuten haben wir schon einen Schlachttermin im Herbst gebucht. Einige Stuten gehören anderen Leuten und gehen zu denen zurück, und einige wollen wir behalten, um der Farbvielfalt willen und vielleicht auch für andere Pläne. Die Zukunft wird zeigen, was kommt.“ sagte Sigríður dem Bændablaðið.
Experten beraten immer noch über kontroversen Business
Die Blutstutenhaltung war im vergangenen Herbst in die Schlagzeilen geraten, nachdem die Schweizer Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation brutale Vorgänge bei der Blutgewinnung mit versteckter Kamera aufgenommen und als Video veröffentlicht hatte. Die tragenden und laktierenden Stuten werden in eine enge Box getrieben, wo man ihnen den Kopf hochbindet, damit eine bleistiftdicke Kanüle zum Blutablassen in die Halsvene eingeführt werden kann. Acht Wochen lang entnehmen die Tierärzte der Ísteka den Stuten einmal pro Woche bis zu fünf Liter. Insgesamt werden 5400 Stuten dafür benutzt.
Ausländische Veterinäre hatten diese Menge und die Häufigkeit scharf kritisiert, und auf das Fehlen von aktuellen Verträglichkeitsdaten hingewiesen. Die isländische Veterinäraufsichtsbehörde MAST ist jedoch der Ansicht, dass die isländischen Stuten diese Belastung gut aushalten und dass die Praktiken nicht gegen geltendes Tierschutzgesetz verstossen. Landwirtschaftsministerin Svandís Svavarsdóttir hatte Anfang Januar einen Ausschuss eingesetzt, der die Berechtigung der Blutwirtschaft unter ethischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten prüfen soll, denn Interessensverbände aus mehreren Branchen hatten kritisiert, dass die Blutstutenhaltung dem Image Islands Schaden zufüge. In dem Ausschuss sitzen ein Ethikprofessor, ein Wirtschaftsexperte und eine Tierärztin von MAST, die die Blutgewinnung befürwortet. Zuletzt wurde bekannt, dass in diesem und im Wirtschaftsausschuss zu grosse Uneinigkeit über das Thema herrscht, sodass man nicht davon ausgeht, dass der Gesetzentwurf zum Verbot der Blutstutenhaltung noch vor der Sommerpause dem Parlament vorgelegt werden kann.
Aus dem Blut der tragenden und laktierenden Islandstuten wird ein Hormon extrahiert, welches zur Zyklussteuerung und Fruchtbarkeitsbehandlung vor allem bei Schweinen im Ausland vewendet wird. Schweizer Schweinezüchter hatten angekündigt, auf das Stutenhormon in Zukunft zu verzichten und ein Alternativpräparat zu verwenden.
Mehr zum Thema.
Gibt Haltung wegen schlechtem Literpreis auf
Landwirtin Sigríður gibt die Blutstutenhaltung jedoch nicht wegen der öffentlichen Kritik auf, sondern weil sie sich von der Ísteka schlecht behandelt fühlt. Das Unternehmen hält und züchtet nämlich selbst hunderte von Blutstuten.
“Wenn ich für die Zukunft der Blutstutenhaltung in Island kämpfen würde, dann würde ich ja für Ísteka kämpfen,” sagte sie dem Bændablaðið. Ein oder zwei Personen in dem Pharmaunternehmen machten Profit, während die Bauern leer ausgingen. Das ganze sei eine typisch isländische Monopolwirtschaft mit traurigen Auswirkungen, denn die Bauern hätten über die Sache nicht nur Geld, sondern auch ihre Ehre verloren, beklagt Sigríður von Arnarhólt.
Sie wünscht sich, wie schon ein Kollege aus dem Norden, das Wettbewerbsbehörde und Steuerprüfung sich die Aktivitäten des Unternehmens mal näher anschauen.
Pferde und Schafe als Landschaftspfleger
Sigríður berichtet, ihre Stuten hätten nicht nur Blut geliefert, sondern auch die Weiden ihres Hofes in Ordnung gehalten, weil sie alles sauber abfressen und kurz halten. Früher seien ihre eigenen Schafe anderswo fressen gegangen, wo das Gras offenbar besser war, heute kämen Schafe von anderen Höfen durch die Zäune, um auf ihren Pferdeweiden zu grasen, weil der Bewuchs schmackhafter sei. Die Kombination von Schaf- und Pferdehaltung bekomme dem Land hervorragend, leider könne man Pferde nicht ausschliesslich halten, um das Land zu pflegen, bedauert sie.