Mehr als ein Drittel aller Abgeordneten im isländischen Parlament Alþingi, die an einer kürzlich durchgeführten Umfrage teilgenommen hatten, gaben an, dass sie während ihrer Zeit im Parlament Opfer von Mobbing geworden sind. Die Umfrage zu Mobbing und sexueller wie geschlechtsbedingter Belästigung von Abgeordneten und Mitarbeitern des Parlaments war im Januar und Februar durch das Sozialforschungsinstitut der Universität durchgeführt worden.
Parlamentsvorsitzender Steingrímur J. Sigfússon nannte die Ergebnisse der Umfrage “schockierend” und war der Ansicht, dass sie ernst genommen werden müssten.
Mobbing im Parlament
Auf die Frage, ob sie zu irgendeinem Zeitpunkt während ihrer Zeit im Parlament gemobbt worden seien, antworteten 80 Prozent aller Befragten, die auf die Frage antworteten, dies sei nicht der Fall gewesen. Mobbing war eher bei Abgeordneten ein Thema als bei Mitarbeitern des Parlaments: 35,7 Prozent aller Abgeordneten gaben an, sie seien auf der Arbeit oder in Verbindung mit ihrer Tätigkeit gemobbt worden. Das Verhältnis hier war 15 Prozent bei den Beschäftigten im Parlament und 6,3 Prozent bei den Parteimitarbeitern.
Es gab keinen messbaren Unterschied bei den Geschlechtern. Mehr als ein Drittel derer, die gemobbt worden waren, gaben an, dass dies in den vergangenen sechs Monaten passiert sei.
Sexuelle Belästigung wird kaum gemeldet
Etwa 16% aller Antwortenden gaben an, sie hätten sexuelle Belästigung in Verbindung mit ihrer Arbeit erlebt, 12,5 Prozent von ihnen in den vergangenen sechs Monaten. Die grosse Mehrheit (87,5 Prozent) sagte, sie seien von einem Mann belästigt worden, während 12,5 Prozent von einer Frau sexuell belästigt worden waren. Nur 12,5 Prozent derer, die sexuell belästigt worden sind, gaben an, sie hätten den Vorfall gemeldet.
Insgesamt gaben 18,4 Prozent aller Antwortenden an, sie hätten zu irgendeinem Zeitpunkt während ihrer Zeit im Parlament geschlechtsbedingte Belästigung erlebt. Ähnlich wie beim Mobbing hat ein grösserer Anteil an Abgeordneten geschlechtsbedingte Belästigung erlebt als Parlamentsbeschäftigte oder Parteimitarbeiter. Frauen waren in dieser Gruppe eher Belästigungen ausgesetzt als Männer (25 Prozent zu 10,4 Prozent), und 74 Prozent aller Belästiger waren Männer.
Der Ausschuss der Parlamentssprecher hatte im Januar entschieden, einen Gleichstellungsausschuss zu gründen, der sich nun damit befassen soll, wie man mit den Ergebnissen der Studie weiter verfährt.