Der gestern angekündigte Orkan hat Island inzwischen erreicht. Seit dem Nachmitag gilt auch für den Nordosten die rote Warnstufe, für den Nordwesten war sie bereits gestern ausgerufen worden. Für alle anderen Landesteile gilt weiterhin die orangefarbene Warnstufe.
Zum Abend hin und in die Nacht hinein soll der Orkan im Nordteil des Landes an Kraft weiter zunehmen, am frühen Mittwoch breitet er sich über den Rest des Landes aus. Die Behörden raten von jeglichen Fahrten und vom Verlassen des Hauses ab. Der Flugverkehr von und zur Insel wurde unterbrochen, erst morgen gehen national und international wieder Flüge.
Die Vulkan- und Naturkatastrophengruppe des Südlands hat dem Sturm inzwischen auch einen Namen verpasst: er heisst “Adventsturm des Jahrhunderts”.
Der isländische Wetterdienst bezeichnete die Wetterbedingungen im Nordosten als “bösartigen Sturm mit Böen in Orkanstärke, 25 bis 33 Meter pro Sekunde, dazu Schneesturm”, eine Meteorologin nannte es gestern Abend “Todesfallwetter”. Am schlimmsten ist zur Zeit der Eyjafjörður betroffen, doch zum Abend hin verschlechtert sich die Lage überall. Auch draussen auf dem Meer geht es hoch her, dort werden Wellen von 10 Metern und mehr erwartet, und Bootsbesitzer waren im Vorfeld aufgefordert worden, ihre Boote sicher zu vertäuen.
Schon gestern Abend hatten sich Mitglieder der Reykjavíker Rettungsteams mit schwerem Gerät auf den Weg in den Norden gemacht, neben Ausrüstung transportierten sie auch Schneemobile und einen von zwei in Island befindlichen 10 Tonnen schweren Mannschaftstransportpanzer der deutschen Bundeswehr (im Privatbesitz), weil man davon ausgeht, dass es bis Donnerstag kein Durchkommen dort geben wird.
Die rote Warnstufe für den Nordwesten soll bis morgen 13 Uhr gelten, für den Nordosten bis 12 Uhr.
Für den Nordteil der Insel und die Westfjorde wurde nun aktuell auch die Bereitschaftsstufe des Zivilschutzes beschlossen. Die Polizeibehörden der Landesteile entschlossen sich zu dem Schritt, um im Extremfall schneller handeln zu können. Dabei geht es vor allem um Einschränkungen, Sperrungen, Evakuierungen und Umsiedlungen von Einwohnern.
In einigen Regionen des Nordens ist bereits der Strom ausgefallen. Alle Ausfallstrassen aus Reykjavík sind gesperrt, dazu die meisten Strassen draussen auf dem Land. Auch in Reykjavík stehen die Sperrungen von bestimmten Strassenzügen an.
Bislang meldet die Rettungsorganisation Landsbjörg 120 Einsätze, die meisten davon im Norden, fast alle wegen umherfliegender Gegenstände oder Dachplatten.
Das isländische Rote Kreuz hat an mehreren Orten wie in Selfoss oder in Borg in Grímsnes Auffangstationen eröffnet, wo sich Personen einfinden können, die wetterbedingt nicht mehr weiterkommen.
Informationen zur Lage, sowie relevante Warnmeldungen finden Touristen unter safetravel.is. Auf der Karte ist deutlich zu sehen dass fast das gesamte Strassennetz gesperrt ist. Wer trotzdem gerne “dabeisein” will, kann das in diesem Live-Stream aus Reykjavík tun.