Bauer Sigfús auf Brekka im Mjóifjörður hat sich in den vergangenen Tagen mit seinem Bagger durch die Schneemassen herabgegangener Lawinen in Richtung Dalatangi gegraben und hofft, die Strecke bis morgen freilegen zu können. Dann würde eine lange Isolation des östlichsten Bauernhofs in Island zuende gehen, berichtet Vísir.
Sigfús Vilhjálmsson schaufelt seit Tagen an den Schneemassen mehrerer Lawinen. Die grösste von ihnen war 300 Meter lang und auf einem Abschnitt von 200 Metern bis zu zwei Meter hoch. Seit Februar war die Strasse zwischen den Höfen Brekka und Dalatangi verschüttet gewesen.
Der fast 80-Jährige und sein 33 Jahre alter Bagger sind ein starkes Team. “Ich glaube, der ist aus den 90ger Jahren,” grinst Sigfús. “Der ist so alt, dass er gar nicht kaputtgehen kann.” Um die Heiði kümmern sich die Schneefräsen der Strassenverwaltung, die “Dorfstrassen” hingegen sind Sache der Einwohner.
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In Dalatangi leben Mutter und Tochter, Marsibil Erlendsdóttir und Aðalheiður Elfríð Heiðarsdóttir, mit ihren Schafen, und einem jugendlichen Wintergast. An dem abgelegenen Ort betreiben sie traditionelle Schafzucht und eine der wichtigsten Wetterstationen des Landes. Eigentlich war die Familie bereits seit kurz vor Weihnachten von der Aussenwelt abgeschnitten gewesen. Im Februar hatte Sigfús sich einmal durch den Schnee baggern können, um die fahrende Lämmerzählerin zum Hof zu bringen, die per Ultraschalluntersuchung die zu erwartenden Lämmer dokumentiert.
Am 23. Januar hatte die Fähre im Mjóifjörður Lebensmittel zum Hof bringen können, am 3. April war ein Boot des Küstenwachschiffs mit Vorräten an den Strand gekommen. Die beiden Frauen haben genug Essen in den Gefriertruhen, sagen sie. Aber man freue sich ja doch immer über frisches Gemüse, Obst und Sahne.
Zwei Tage hat Sigfús für die grösste der Lawinen gebraucht. Jetzt, so sagt er, seien noch drei kleinere übrig, und dann kann die Piste nach Dalatangi hoffentlich morgen geöffnet werden.
Die Isolierung der Bewohner von Dalatangi ist dann jedoch nicht zuende, denn aus dem Tal kommen sie erst raus, wenn auch die Mjóafjarðarheiði geräumt ist. Damit ist vor Mai nicht zu rechnen, und die Räumung der Strasse ist jedes Jahr eine Tagesnachricht wert. Die Bergstrasse war seit November unbefahrbar.