Islands Gesundheitsministerin Svandís Svavarsdóttir zufolge sind die Behörden in der kommenden Woche in der Lage, bekanntzugeben, ob Island tatsächlich im Juni wie geplant seine Grenzen öffnen kann, berichtet RÚV. Die zur Zeit gültige Quarantäneregelung von 14 Tagen für alle Einreisenden soll ab dem 15. Juni erlassen werden, stattdessen soll es einen COVID-Test am Flughafen für alle Passagiere geben. Es besteht jedoch noch Klärungsbedarf unter anderem dazu, wie diese Testung aussehen soll und wie sie finanziert wird.
Test oder Quarantäne
Am 12. Mai hatte Islands Premierministerin Katrín Jakobsdóttir angekündigt, dass Island seine Grenzen spätestens am 15. Juni öffnen würde und allen Einreisenden bei ihrer Ankunft einen COVID-Test anbieten werde, damit sie die 14-tägige Quarantäne nicht absitzen müssen. Reisende sollen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, ein aktuelles Attest über einen negativen COVID-Test vorzulegen.
Die Tests, die am Flughafen in Keflavík durchgeführt werden, sollen Berichten nach noch am gleichen Tag in Reykjavík analysiert werden, Ergebnisse sollten wenige Stunden nach Ankunft des Passagiers vorliegen. Personen, deren Test negativ verlief, würden grünes Licht für eine Weiterfahrt erhalten, Reisende mit einem positiven Ergebnis würden sich in Isolierung begeben müssen.
Ausländische Touristen würde ausserdem nahegelegt, die offizielle Tracking App auf ihr Smartphone herunterzuladen, für den Fall dass auf ihrer Reise in Island ein Infektionsfall auftritt.
Testkapazität muss erweitert werden
Die Arbeitsgruppe, die die Grenzöffnung vorbereitet, hat eine Ausarbeitung zu den Massnahmen erstellt, welche derzeit dem Chefepidemiologen Þórólfur Guðnason zur Einsicht vorliegt. Er wird der Gesundheitsministerin seine Anmerkungen zu den Ausführungen übersenden.
Dem Text zufolge stellt eine erhöhte Testkapazität der Universitätklinik ein wichtiger Faktor dar, um das Risiko der Grenzöffnung zu verkleinern.
Die virologische Abteilung der Klinik kann derzeit rund 500 Proben pro Tag analysieren, was etwa der Passagierzahl von zweieinhalb vollen Flugzeugen entspricht. Auch wenn es Pläne gibt, diese Kapazität zu vergrössern, müsste man neue Ausrüstung bestellen, die Laborräumlichkeiten anpassen und zusätzliches Personal einarbeiten. All dies sind zeitintensive Massnahmen. Die Abteilung schätzt, dass es mindestens bis Mitte Juli dauern wird, bis sie in der Lage ist, bis zu 1000 Tests am Tag zu bearbeiten.
Das Genforschungsinstitut deCODE hatte in der jüngeren Vergangenheit die Massentestung der Bevölkerung durchgeführt. Svandís zufolge überlege die Regierung derzeit, das Unternehmen erneut mit ins Boot zu holen, um bei der Bearbeitung der Tests zu helfen und die Gesamtkapazität zu erhöhen. DeCODE-Chef Kári Stefánsson sagte allerdings in einem Interview mit dem Viðskiptablaðið, sein Unternehmen stehe für eine solche Aktion nicht zur Verfügung.
Personalfrage und Ausruhbedarf der Krankenhausmitarbeiter
Der Leiter der Universitätsklinik, Páll Matthíasson, sagte, zusätzlich zur Probenbearbeitung sei auch die Personalausstattung eine Herausforderung. Das Krankenhaus reduziert in den Sommermonaten normalerweise seinen Betrieb, weil viele Angestellten in den Sommerurlaub gehen.
“Fakt ist, dass unser Personal während dieser Epidemie einen fantastischen Job gemacht hat, die Leute sind müde und wir müssen sicherstellen, dass sie diesen Sommer ihren Urlaub nehmen können. Man muss natürlich auch sagen, dass sobald die erste Krankheit aufkommt, auch wenn es keine ernsthafte Krankheit ist, nur eine Infektion, wir sofort reagieren und uns auf vollen Betrieb einstellen müssen, nicht zuletzt während der Zeit der Sommerferien, wenn wir versuchen, unseren Mitarbeitern Zeit zum Ausruhen zu geben.”
Kosten für Test möglicherweise von Reisenden zu zahlen
Der Aufbau einer COVID-Teststation am Flughafen in Keflavík kommt mit einem nicht unerheblichen Preisschild. Die Kosten für einen einzelnen Test werden auf etwa 50.000 ISK (330 EUR) geschätzt und sinken mit steigender Zahl der Tests. Bei 500 Tests pro Tag würde der Preis auf 23.000 ISK (152 EUR) fallen. Es muss jedoch noch entschieden werden, wer für die Kosten aufkommen soll, bislang sieht es danach aus, als ob die Regierung zumindest die ersten Tage bezahlt.
“Diese Kosten gehören ja zum Teil auch zur Ausstattung der virologischen Abteilung, die wir ohnehin übernehmen würden. Ich denke, und wir haben das besprochen und die Premierministerin hat sich dafür ausgesprochen, dass zumindest die ersten Schritte durch den Staat übernommen werden, aber dann denke ich, wäre es nur fair zu erwägen, wenn das ganze am Laufen ist, nach einigen Tagen oder so, dass die Kosten dann von den Passagieren übernommen werden.”
Fluggastscheine, Atteste und Abweisung noch in Arbeit
In den Ausführungen der Arbeitsgruppe ist weiter zu lesen, dass alle Passagiere einen sogenannten Fluggast Aussteigeschein (public health passenger location form) ausfüllen müssen, die Formulare sollen an Bord der Icelandair Maschinen und der Fähre Norröna verteilt werden, ein elektronisches Format ist in Arbeit. Die Daten aus diesen Formularen laufen in die Datenbank des isländischen Rückverfolgungsteams beim Chefepidemiologen und bei der Polizei. Die Arbeitsgruppe kritisiert in ihren Ausführungen, dass die herkömmliche Bearbeitung des Formulars zu langen Wartezeiten bei der Abfertigung führen werde.
Auch die Verfahrensweise mit Passagieren, die sich nicht an die Regelungen halten, oder krank einreisen wollen, ist noch nicht geklärt. Rechtlich geprüft werden müsse den Ausführungen zufolge, ob und nach welchem Gesetz solche Passagiere wegen Gefährdung der Allgemeinheit zurückgeschickt werden dürfen. Die Vorlage von Gesundheitsattesten bedarf ebenfalls weiterer Klärung.