COVID-bedingte Quarantäne und Isolierung wird auch weiterhin sehr ernstgenommen, erst recht nach dem gestrigen Urteil des Reykjavíker Bezirksgerichts, welches die Isolierungszeit einer positiv getesteten Familie ohne Symptome als rechtmässig bestätigte.
Überall schiessen die Infektionszahlen in die Höhe, gibt es Personalausfälle. Beim Reykjavíker Wohlfahrtsausschuss, der die Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen organsisiert, ist der Notstand ausgerufen worden, ein Pflegeheim aus Vopnafjörður bat öffentlich um Freiwillige zum Einsatz, nachdem fast die gesamte Belegschaft in Isolierung geschickt wurde, es aber an COVID erkrankte Bewohner zu pflegen gibt.
Quarantäneeinrichtungen restlos überfüllt
Die Pandemiehäuser in der Hauptstadt sind überfüllt, mehr als 100 Personen, die positiv getestet wurden und keine Möglichkeit haben, sich selbst zu isolieren, stehen auf Wartelisten für ein Zimmer. Ein Zimner zur Isolierung erhält inzwischen nur noch, wer absolut keine Möglichkeit hat, sich von anderen fernzuhalten. Heute gelang es, dem Roten Kreuz, zusätzliche Zimmer in drei Hotels zu reservieren, doch der Zugriff auf weitere Häuser zur Anmiete gestaltet sich schwierig, weil die meisten Hotels noch durch Touristen ausgebucht sind. Ein Hotel reagierte schnell, es verlegte seine zahlenden Gäste an einen anderen Ort und konnte die freigewordenen Zimmer für den Seuchenschutz zur Verfügung stellen, berichtet mbl.is. Zu Beginn des Jahres hofft man einfach auf weniger Islandbesucher und mehr Hotelplatz für COVID-Isolanten.
Welle könnte bis März andauern
Der Chefarzt der Infektionsabteilung an der Uniklinik, Már Kristjánsson, äusserte sich dahingehend, dass man Vorhersagen zufolge bis Mitte März mit mehr als 750 Ansteckungen pro Tag rechne und um den Monatswechsel Februar/März insgesamt 80.000 Ansteckungen in der Bevölkerung seit Beginn der Pandemie verzeichnen werde. Bislang haben sich seit Ausbruch der Pandemie in Island 26.030 Personen mit dem Virus angesteckt.
Rechenmodelle sähen Márs Angaben zufolge Mitte Januar 60 bis 70 Patienten in stationärer COVID-Behandlung, und 16 bis 20 COVID-Patienten auf den Intensivstationen. Diese Belastung werde sich auf jeden Fall auf die Leistungsfähigkeit der Klinik auswirken, befürchtet Már.
Nur mit Test noch zum Arzt
Die Gesundheitszentren die in Island die Leistungen der Hausärzte erbringen, haben im Hauptstadtgebiet ihren Betrieb umgestellt.
Um die medizinischen Mitarbeiter und Ärzte dort vor Ansteckung zu schützen, muss jeder, der mit grippeähnlichen Symptomen zum Arzt will, einen aktuellen negativen PCR-Test vorlegen. Aufgrund des Andrangs kann das Warten auf ein Testergebnis zur Zeit bis zu 48 Stunden dauern. Patienten die zu krank sind, um so lange zu warten, müssen sich vor ihrer Ankunft telefonisch melden, sie werden dann im Gesundheitszentrrum getestet. Ein Schnelltestergebnis wird nicht akzeptiert.
In einer Mitteilung der Gesundheitszentren heisst es, man lege nun Augenmerk darauf, die Zentren zu schützen, damit die ihre wichtige Arbeit leisten können. Gleichzeitig arbeite man daran, den Zugang zu den Testzentren für alle zu verbessern.
Überall herrschen Maskenpflicht und die Einhaltung persönlicher Hygienemassnahmen. Patienten sollten es wenn möglich vermeiden, in Begleitung zu erscheinen, sich an die Abstandsregeln halten und so kurz wie möglich in den Wartezonen verweilen.
Uniklinik: Verlegungen und Doppelschichten
Heute sind auch die ersten Patienten aus der Universitätsklinik in Gesundheitszentren aufs Land verlegt worden. Insgesamt sollen 40 Patienten ihre Betten frei machen, die meisten von ihnen warten auf freie Plätze in anderen Einrichtungen oder Rehabilitationszentren.
Auf den COVID-Stationen der Uniklinik selbst schieben inzwischen Krankenschwestern, die sich eigentlich in Quarantäne befinden, Dienst nach Dienst, oft Doppelschichten, weil Kollegen durch Isolierungstage oder Erkrankung wegfallen. Alternativen zum Dienstschieben gibt es ohnehin keine, die Reserveliste der Pflegekräfte ist leer, weitere Meldungen sind nicht in Sicht. Auch in Aussicht gestellte Sonderzahlungen hatten keine Aushilfen gebracht. Auf den Klinikfluren befürchtet man nun, dass das dicke Ende, die im Entstehen begriffnen Krankheitsfälle aus den Feiertagen, erst noch auf das Krankenhaus zukommt.