Ausgrabung im Stöðvarfjörður könnte Besiedlungsgeschichte neuschreiben Skip to content
Stöð Stövarfjörður Viking Age excavation
Photo: Bjarni F. Einarsson.

Ausgrabung im Stöðvarfjörður könnte Besiedlungsgeschichte neuschreiben

Die Ausgrabung einer Wikingersiedlung in Ostisland wirft ein klareres Licht auf die Besiedlungsgeschichte des Landes, auch in Bezug auf saisonale Siedlungen, reichausgestattete Langhäuser und die Walrossjagd lange bevor die Insel dauerhaft besiedelt wurde. In der Ausgrabungsstätte Stöð im Stöðvarfjörður wurden Hinweise gefunden, die auf ein Betreten der Insel Jahrzehnte vor dem bislang angenommenen Besiedlungsdatum 874 v.Chr. hindeuten.

Eins der ältesten ausgegrabenen Langhäuser
Bjarni F. Einarsson, der Ausgrabungsleiter in Stöð, hatte seine Grabung im Jahr 2015 aufgenommen. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, doch es gibt bereits beachtliche Erkenntnisse zur Frühgeschichte in Island.
“Zur Zeit graben wir einen wikingerzeitlichen Hof aus, der meiner Schätzung nach aus den Jahren 860 bis 870 n.Chr stammt.” Das Langhaus gehört mit 31,4 Metern zu den grössten, die in Island je gefunden wurden. “Es ist auch das reichste Langhaus was je in Island freigelegt wurde. Wir haben 92 Perlen und 29 Silberobjekte gefunden, darunter römische und arabische Münzen.” Der Perlenschatz ist doppelt so gross wie die beiden bislang gefundenen zusammen und einer der grössten Perlenschätze, die je in einer wikingerzeitlichen Stätte in Skandinavien ausgegraben worden sind.

Errichtet auf Ruinen
Vielleicht noch interessanter ist die Tatsache, dass der Hof auf den Ruinen eines noch älteren Langhauses errichtet wurde. “Es war innerhalb der zusammengefallenen Mauern einer älteren Struktur errichtet worden, die riesengross gewesen sein muss, mindestens 40 Meter lang.”

Die bislang grössten gefundenen Langhäuser in Skandinavien hatten eine Länge von 50 Metern. “Dies scheint mindestens so alt zu sein wie die ältesten Strukturen, die wir zuvor in Island ausgegraben haben. Auf der Grundlage von Radiocarbonanalyse und anderen Hinweisen schätze ich, dass diese Strukturen aus dem Jahr 800 stammen.”

Bjarni glaubt, dass das ältere Langhaus ein saisonales Jagdcamp war. Solche Camps hat es in anderen Teilen der Insel auch gegeben. “Wir haben mehrere Orte in Island gefunden, wo wir menschliche Spuren von vor dem Jahr 874 bestätigen können. Einer dieser Orte ist Aðalstræti in Reykjavík, aber auch Vogur in Hafnir [Südwestisland].”

Walrosszahn begehrte Handelsware
Saisonale Camps haben möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Besiedlung gespielt, weil sie wertvolle Resourcen in Aussicht stellten und damit weitere Erkundungszüge und Besiedelung finanzierten. Neuere paläoökologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die wertvolle Resource, die die ersten Besucher nach Island zog, der Stosszahn des Walrosses gewesen ist. Walrosselfenbein war im 9. Jahrhundert in Europa ein gefragter Rohstoff, ähnlich wie der Tran und die Haut des Tieres. Vor allem wurden hohe Preise gezahlt: ein einzelner Stosszahn war soviel wert wie der Jahreslohn eines Knechtes.

Im Jahr 2019 ergab die Datierung von in Island gefundenen Walrosszähnen, dass sie zu einer bislang unbekannten Unterart des atlantischen Walross gehörten. Das isländische Walross hat offenbar über tausende von Jahren an den Stränden der Insel gelebt, mindestens seit 7000 v.Chr, und es verschwand von der Bildfläche kurz nach dem Auftauchen der Siedler.

Saisonale Jagdcamps wie das im Stöðvarfjörður waren Bjarni zufolge eine bekannte Siedlungsform der wikingerzeitlichen Expansion im Westatlantik.
“Die wikingerzeitliche Siedlung in Neufundland, in L’Anse aux Meadows, war ein Camp diesen Typs, sehr ähnlich dem in Stöð, betrieben von isländischen oder grönländischen Stammesführern. Die neusten Forschungsergebnisse zeigen eine Nutzung über einen Zeitraum von 150 Jahren, bevor der Ort aufgegeben wurde.”

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