Nach dem tragischen Unglück von Blönduós, bei dem eine Person erschossen wurde und eine weitere einen lebensgefährlichen Bauchschuss erlitt, hat die isländische Polizei auf Verlangen der Presse nun aktuelle Zahlen zu Waffenbesitz und damit in Zusammenhang stehende Todesfälle in Island vorgelegt, berichtet Vísir.
Seit dem Jahr 1990 sind sieben Personen erschossen worden, fünf Männer und zwei Frauen. Die zwanzig Personen mit den meisten Schusswaffen besitzen zusammen 2.052 Waffen, im Durchschnitt besitzt damit jeder von ihnen 103 Schusswaffen.
Zahlen zu Fällen, wo es zu Waffengebrauch kam, liegen nur bei Totschlagsfällen vor. Daher sind keine Angaben dazu möglich, in wievielen Fällen eine Schusswaffe verwendet wurde, ohne dass ein Beteiligter zu Tode kam.
Zwischen den Jahren 1990 und 1999, sowie 2000 bis 2009 starben zwei Personen an Schusswunden. Zwischen 2010 und 2019, sowie 2020 bis 2021 starb jeweils eine Person an Schussverletzungen. Der Fall von Blönduós ist bei den Zahlen nicht eingerechnet. Nach Angaben der Polizei werden elf Prozent aller Totschlagsfälle mit einer Schusswaffe begangen, und diese Zahl ändere sich seit Jahrzehnten nur wenig.
Seit dem 1. Januar 2022 sind in Island 47.552 Gewehre für Sport und Jagd registriert, 121 aus beruflichen Gründen und 54 als Sammlerstücke.
Justizminister will Waffengesetz verschärfen
Islands Justizminister hatte am Mittag angekündigt, die Regelungen zum Waffenbesitz verschärfen zu wollen. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf sei im Herbst zu rechnen. Insgesamt seien in Island um die 77000 Schusswaffen registriert, was Jón nach eigenen Angaben nicht viel findet.
“Wir sind eine tiefverwurzelte Jägergemeinschaft, die natürlich darauf basiert, dass Schusswaffen hier ziemlich normal sind.” erklärte der Minister. Unglücke oder schwere Vorfälle kämen proportional eher selten vor und auch nicht häufiger als in den Nachbarländern.
Man denke aber darüber nach, Waffenarten zu überprüfen, und etwa zu hinterfragen, ob es normal sei, dass sich elektronische Feuerwaffen in Privathäusern befänden. Aber auch Waffensammlungen sollen unter die Lupe genommen werden.
Besonders besorgt ist er über die Tatsache, dass Klingenwaffen unter Jugendlichen immer üblicher werden, weil hier auch die Sicherheit von Öffentlichkeit und Polizei gefährdet wird. Dies prüfe man besonders, so Jón.
Normale Streifenpolizisten sind in Island grundsätzlich nur mit Schlagstock und Spray bewaffnet. Für grössere Einsätze wird die schwerbewaffnete Spezialeinheit angefordert. Jón zufolge sind hier erstmal keine Änderungen vorgesehen.