Grindavík: Sirenen, Räumung wegen Schwefelgas, und neuer Versuch morgen Skip to content
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Photo: Golli. Grindavík, Southwest Iceland. Residents are let back into the evacuated town to gather belongings.

Grindavík: Sirenen, Räumung wegen Schwefelgas, und neuer Versuch morgen

Auch heute erhielten die Bewohner von Grindavík zwischen 12 und 16 Uhr Gelegenheit, Wertgegenstände aus ihren Häusern zu holen. Ähnlich wie gestern verlief die Aktion strassenzugweise, war auf fünf Minuten pro Haus begrenzt und galt für alle, die es gestern nicht in den Ort geschafft hatten. Ein Stadtviertel galt als so gefährdet, dass die Bewohner nur in Fahrzeugen der Rettungsteams an ihre Häuser gebracht werden konnten.

Um 15 Uhr heulten dann die Sirenen der Einsatzkräfte und die Polizei organisierte eine sofortige Räumung des Ortes. Neue Messgeräte des isländischen Wetterdienstes auf dem Berg Húsafjall östlich der Stadt hatten erhöhte Schwefeldioxidwerte angezeigt. Nach Angaben des diensthabenden Vulkanologen kann sich ein solches Gas lösen, wenn die Magma dicht unter der Oberfläche liegt. Vom Zivilschutz hiess es, die Räumung habe aus Sicherheitsgründen stattgefunden, und nicht, weil unmittelbare Gefahr drohte. Morgen früh soll die Lage erneut geprüft werden, und alle, die heute nicht in den Ort kamen, sollen zu ihren Häusern gebracht werden. Die Polizei von Suðurnes liess wissen, dass der Ort nach nur 95 Sekunden geräumt war, eine erfreulich kurze Zeit.

Graben verbreitert sich zusehends
Schäden an Gebäuden und im Boden sind immens und werden immer mehr. Kristín Jónsdóttir, die Bereichsleiterin für Erdbebenüberwachung beim Wetterdienst, warnte die Leute vor unsichtbaren Spalten. „Wir sehen immer noch Bewegung und ein Auseinanderdriften in diesem Graben.“ sagte sie und bekräftigte, ein Ausbruch sei auch weiterhin wahrscheinlich. Oberhalb des Magmaintrusionsganges habe sich der Graben gebildet, ein breiter Streifen, in dem selbst sich wieder zahlreiche Spalten geöffnet haben, die sich ebenfalls stetig verbreitern. Das ganze Gebiet sei hochgefährlich.Zivilschutzleiter Víðir Reynisson verglich die Lage mit dem Gang über eine Gletscherzunge, wo sich unter dem Eis überall Spalten verbergen. Der Zivilschutz hatte heute davor gewarnt, sich der Region generell zu nähern. Der Experte für Plattentektonik beim Wetterdienst, Benedikt Gunnar Ófeigsson, bezeichnete die Vorgänge als viel grösser als alles was man in den vergangenen Jahren auf der Halbinsel erlebt habe.

Erdbeben am Magmagang
Seit Mitternacht sind am Magmagang 700 Erdbeben aufgezeichnet worden, das stärkste am Hagafell lag bei M3,1. Die meisten Beben ereignen sich am Magmagang, in einer Tiefe von 3 bis 5 Kilometern. Vom Wetterdienst hiess es, Messungen zeigten eine anhaltende Verformung des Gebietes. Das decke sich mit der Tatsache dass weiterhin Magma in den Intrusionsgang fließe. Auch weiterhin wird er in einer Tiefe von 800 Metern vermutet, der Zufluss beträgt etwa 75 Kubikmeter pro Sekunde.
Eine Menge neuer Spalten ist auch auf dem Berg Þorbjörn entdeckt worden. Dort befindet sich ein wichtiger Telekommunikationssendemast. Das danebenstehende Servicegebäude hat schwere Schäden erlitten, die Geräte sind jedoch unversehrt.

Auffanglager konnten schliessen
Am Abend berichtet mbl.is, dass alle Auffangstationen des Roten Kreuzes geschlossen und abgebaut worden sind. Das bedeutet dass alle Evakuierten irgendwo untergekommen sind. Beim Roten Kreuz hatte es gehiessen, dass dies einer der grössten Einsätze der letzten Jahre gewesen sei. Die Hilfsbereitsschaft im ganzen Land darf als überwältigend bezeichnet werden. Haus- und Wohnungsbesitzer hatten sich beim Roten Kreuz und in Facebookgruppen melden können, wenn sie Wohnraum zur Verfügung stellen wollten. Viele boten ihn kostenlos an, um Familien ein Dach über dem Kopf zu bieten. Auch Haustiere konnten erfolgreich vermittelt werden, wenn es nicht möglich war, sie in die neue Behausung mitzunehmen. Ausserdem hatte das Reykjavíker Katzenhaus zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung gestellt.

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